In einem an Spannung kaum zu überbietenden Tennis-Krimi verlor unsere 1. Damen ihre Regionalliga-Partie beim Club an der Alster mit 2:4. Nach den Einzeln stand es 2:2 unentschieden. Beide Doppel wurden im Champions-Tiebreak erst in der Verlängerung verloren. Dabei vergaben beide Wahlstedter Doppel zusammen sieben Matchbälle.
„Der Club an der Alster will endlich Nordmeister werden“, wusste Wahlstedts Teamchef Tobias Meyer schon vor dem Punktspiel. In der Tat: In den letzten vier Jahren errang immer Wahlstedt diesen Titel, während die Hamburger sich mit dem zweiten bzw. dritten Rang begnügen mussten.
Gecoacht wurde Wahlstedt vom Dänen Tore Skjolt, der den etatmässigen Trainer Torben Beltz vertrat, der nach dem Viertelfinalsieg von Angelique Kerber (Kiel) gegen Maria Scharapova (Russland) kurzfristig zu seinem „Interims-Schützling“ nach Paris geflogen war.
Auf dem Hinweg fuhr der Wahlstedter Tross direkt am „Alster-Vergnügen“ vorbei. Beim Anblick dieses Trubels auf dem Eis erwogen die Mädels, ob man sich nicht auf ein 3:3 einigen könnte und sich dafür ins Getümmel auf der Alster stürzen könnte. Aber irgendwie kam es dann doch zum Tennis-Punktspiel.
Vor dem Top-Einzel hatte Carolin Schmidt (DTB 72) gehörigen Respekt vor Carina Witthöft (DTB 21): „Die letzten Begegnungen habe ich immer verloren!“ Dann entwickelte sich jedoch ein rasantes Match, bei dem sich die Kontrahentinnen die Bälle mit unglaublicher Härte um die Ohren schlugen – mit dem besseren Ende jedoch für die Hamburgerin. Doch nicht nur die Lübeckerin war mit ihrer Leistung nicht unzufrieden („Das war mein bestes Match in der jüngeren Vergangenheit gegen Carina“), auch Tore zollte Respekt: „Caro hatte eine gute Einstellung, hat nie aufgegeben und ihr Bestes gegeben.“ Während StudentinTina Zimmermanneinen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und gegen Linda Berlinecke deutlich unterlag, ließ Julia Paetow ihrer Gegnerin keine Chance und siegte klar in zwei Sätzen. Spannend verlief das Match zwischen Wahlstedts Youngster, Amelie Intert (15), und Gitte Möller. Die war vor einem halben Jahr Mutter geworden, legte aber eine unglaubliche Fitness an den Tag. Sie verstand es, die Geschwindigkeit von „Amos“ Schlägen geschickt für ihre eigenen Returns auszunutzen. Das hatte Tore schnell erkannt und gab „Amo“ die entscheidenden Tips: „ Amelie hat gegen eine schwierige Gegnerin, die eine für Frauen eher untypische Spielweise an den Tag legte, mit ihrer taktischen Spielweise gewonnen. Durch ständige Tempi-Wechsel hat sie das Spiel diktiert. Das hat sie fantastisch gemacht.“ „Amo“ war auch zufrieden: „Joa, lief ganz gut. Tore war eine tolle Hilfe auf der Bank!“
Nachdem es nach den Einzeln 23:2 unentschieden stand, wurde lange über die Doppelbesetzung gegrübelt. Das erste Doppel Zimmermann/ Paetow sollte eigentlich den dritten Punkt zum Gesamt-Unentschieden holen. Nach dem 6:4 im ersten Satz sah es auch gut aus. Doch die Hamburger konterten und schafften den Satzausgleich. Der Champions-Tiebreak, bei dem das Team gewonnen hat, das als erste zehn Punkte erreicht, musste entscheiden. Nicht weniger als fünf Matchbälle ließ das Wahlstedter Duo ungenutzt, die Hamburger siegten mit 12:10. Das zweite Doppel spielte insbesondere im 2. Satz groß auf, den sie 6:0 gewannen. Doch auch sie mussten sich, nach zwei vergebenen Matchbällen, mit 9:11 geschlagen geben. Selbst Hamburgs Coach Jan Klinko gab zu: „Da haben wir Glück gehabt. Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen.“
Wahlstedt ist nun mit 5:3 Punkten Dritter hinter dem TC GW Gifhorn und dem Club an der Alster, die beide eine makellose Bilanz von 6:0 aufweisen.
Nach dem leckeren Essen überraschte uns Elisa Intert, die ihre Schwester Luise mal kurz vorbeibrachte: „Könnt ihr die noch mit nach Hause nehmen?!“ Kein Problem für den geräumigen Polo: Fahrer, Trainer, drei Mädels mit Tennis-Bags und unzähligen Taschen. Natürlich fasste der Kofferraum die Massen nicht. Aber Tore erbarmte sich, noch weiteres Gepäck mit nach vorne zu nehmen. Gesehen hat er von der Rückfahrt glaube ich nichts…. Die gemütliche Enge tat der Stimmung in dem nun auch tiefer gelegten Renn-Polo keinen Abbruch. Im Gegenteil: Bei „Ai se eu te pego“ von Michel Telo schien das Fahrzeug kurzfristig von der Piste abzuheben. Die Lautsprecher dröhnten, die Karosserie ächtste, rhythmisches Klatschen und lautstarke Gesänge von der Hinterbank stellten den Fahrer vor die Herausforderung, das Fahrzeug irgendwie einigermaßen in der Spur zu halten.
Liebe Eltern, seid ganz beruhigt. Natürlich hatte der Fahrer alles im Griff und hat alle Insassen wohlbehalten zu Hause abgeliefert. Mir schien, als hätte ich ein erleichterndes Seufzen vom Polo vernommen, als das letzte Gepäckstück den Innenraum verließ – für ihn und für mich aber sicher ein bleibendes Erlebnis – und zwar ein gutes, das die unglückliche Niederlage schnell vergessen ließ.
Der Club an der Alster – TC Rot-Weiss Wahlstedt 4:2
Carina Witthöft – Carolin Schmidt 6:4, 6:3; Linda Berlinecke –Tina Zimmermann6:2, 6:2; Saskia Monien – Julia Paetow 3:6, 3:6; Gitte Möller – Amelie Intert 6:7, 5:7; Berlinecke/ Monien – Zimmermann/ Paetow 4:6, 6:2; 12:10; Witthöft/ Möller – Schmidt/ Intert 6:4, 0:6; 11:9