Damen-Talentschiede Wahlstedt
Darum mischen unsere Mädels die Tenniswelt auf
Erfolgstrainer Herby Horst hat ein einzigartiges Erfolgsrezept
(aus der Hamburger Morgenpost vom 4. Juli 2012, Text Julian König)
Sie sind das Faustpfand des deutschen Damen-Tennis: Angelique Kerber (24), Julia Görges (23) und Mona Barthel (21) gehören zur Weltspitze. Powerfrauen, Sympathieträgerinnen. Was das Trio eint: Sie alle wurden im Norden ausgebildet!
Es ist ein kleines Wunder, das die Verantwortlichen in Schleswig-Holstein geschaffen haben. Im Leistungszentrum Wahlstedt reiften die drei Tour-Profis heran. Aus talentierten Mädchen wurden Weltstars. Kein anderes Bundesland kann eine derart starke Quote vorweisen!
Der Vater des Erfolgs: Herbe Horst (56). Der aus Mosambik stammende Coach hat das Ausbildungssystem mitaufgebaut, Kerber, Grörges und Barthel trainiert. Mit wenig Geld (rund 130000 Euro im Jahr) schuf er ein flächendeckendes Wohlfühl-System. „Eines der Geheimnisse ist, dass ein gute Harmonie herrscht“, sagt Kerners Trainer Torben Beltz und Horst ergänzt: „Bei uns gelingt es, die Menschen zu begeistern“.
Die anderen beiden Säulen sind die lange und individuelle Ausbildung. „Wir arbeiten eng mit den Heimtrainern zusammen, um lange Anfahrtswege zu vermeiden“, sagt Hort zur MOPO. Erfahrungen werden ausgetauscht, das Training optimiert. Das Scouting beginnt bereits im Alter von neun Jahren. „Die Sichtung kann zwei bis drei Jahre dauern“, sagt Horst. Auch Schwächeperioden, die im Jugendalter normal sind, sind eingeplant. Die ideale Ausbildungsgrundlage, um die Lust am Leistungssport nicht zu verlieren.
Anders als in anderen Bundesländern betreuen die Coaches in Wahlstedt die Spielerinnen nicht nur bis zum 16. Lebensjahr, sondern bis sie „flügge“ sind, wie Horst es nennt. Wenn die Zeit reif ist, gehen die Spielerinnen ihren eigenen Weg. Im Fall von Göres führte er nach Hannover zu Sachen Nensel, im Falle von Kerber Anfang des Jahres zu Beltz, der zu Trainerpool von Herby Horst gehört – an ihrer Fitness feilte sie in der Akademie von Alexander Waske und Rainer Schüttler. Eine perfekte Kombination, galt Kerber in der Jugend als Bewegungsmuffel mit brillanten Schlägen.
In Wahlstedt aber fühlen sich alle wohl. So kommt es auch, dass die Stars gerne ins Leistungszentrum zurückkehren, mit den Jugendlichen trainieren und ihre Erfahrungen weitergeben. „Das ist eine große Motivation für die Jugendlichen“, sagt Horst, der verspricht: „Bei uns gibt es noch einige, die die Top-100 schaffen können.“ Ob die nächste Kerber, Görges oder Barthel dabei ist wird sich zeigen.