Geschafft! Glücklich fallen sich Jessi und Anne in die Arme. In einem wahren Matchball-Krimi haben die beide im Doppel den entscheidenden Punkt zum 3:3 gegen den ebenfalls noch verlustpunktfreien TC Aue Wedel geholt.
Es war angerichtet. Im Spitzenspiel der 1. Bezirksklasse empfing unsere 3. Damen die Gäste aus Wedel, die zwar bislang ein Spiel weniger absolviert haben, dafür alle ihre Punktspiele mit 6:0 gewonnen hatten. Während Wedel mit Ausnahme ihrer Nummer vier in Bestbesetzung antraten, fehlt bei der Dritten Vivian Heinzeroth, die Polizeidienst hatte und Kira Bachmann, die in Hamburg Hockey spielte. Mit einem Durchschnittsalter von 15,5 Jahren im Team war Anne Scheyer mit ihren 17 Jahren schon der „Oldie“. Und die hatte als Nummer ein die undankbare Aufgabe gegen die starke Julia Maaß antreten zu müssen. Hielt Anne bis zum 3:2 noch gut mit, hatte dann Julia ihre zunächst noch hohe Fehlerquote im Griff und spielte ihre ganze Routine aus. Anne bekam kein weiteres Spiel mehr und verlor 3:6, 0:6. Auch die Nummer zwei, Jessica Watzelt (16), musste sich mit 2:6, 0:6 deutlich geschlagen geben, wobei sich Mirja Stephan über Jessis unzählige „unforced errors“ während des gesamten Matches freute. Marlien von Düsterloh hingegen trumpfte groß auf. Mit einer eher bescheidenen Körperlänge von 1,50 Meter ausgestattet, bewies die 13-jährige spielerische Größe. Mit 6:2 und 6:1 fegte sie Kim Eydeler vom Platz und imponierte durch unglaublich druckvolle Schläge. Ihr Trainer Johan Szabo, der es sich nicht nehmen ließ, kurz vorbei zu schauen, hält große Stücke von ihr: „Sie hat hohes Potential. Sie will im Spiel die Punkte selbst machen und wartet gar nicht erst ab, was ihre Gegnerin macht.“ Das sah man auch – Malien war eindeutig Chefin auf dem Platz. Ebenfalls zu Johans Trainingsgruppe gehört Lia Yeterian. Auch sie machte mit ihrer Gegnerin Ronja Wöhrle kurzen Prozess: 6:2, 6:2 hieß es am Ende für das 12-jährige Küken im Team. Die Youngster waren mit sich und ihrem Spiel zufrieden. „Nur der zweite Aufschlag war noch nicht gut“, meinten beide unisono. Naja – schließlich soll Johan ja auch noch was zu tun haben…. Auf jeden Fall braucht sich Wahlstedt um starken Tennis-Nachwuchs keinen Sorgen zu machen.
So stand es also nach den Einzeln 2:2 unentschieden. Die Mädels einigten sich darauf, ein „altes“ und ein junges Doppel aufzustellen. Also Anne und Jessi ins 1. und Malien und Lia ins 2. Doch letztere, aufgrund ihrer dominanten Einzel-Siege mit großen Erwartungen ins Spiel gegangen, mussten erfahren, dass ein Doppel eben doch etwas ganz anderes ist. Mirja Stephan und Ronja Wöhrle zeigten es den beiden ziemlich krass auf und ließen ihnen nicht den Hauch einer Chance. 0:6, 0:6 sprechen eine deutliche Sprache. Nun ruhten die Hoffnungen auf dem 1. Doppel, in dem es Anne und Jessi mit Julia Maaß und Kim Eydeler zu tun hatten. In einem umkämpften 1. Satz behielte die Wahlstedter Kombination mit 7:5 die Oberhand. Im 2. Satz stieg die Nervosität auf beiden Seiten. Die im Einzel so dominante Julia Maaß ärgerte sich über viele leichte Fehler – zum Glück für Wahlstedt.. Beim 5:4 schlug Jessi zum Matchgewinn auf und hatte bald den ersten Matchball. Doch der wurde abgewehrt. Es folgte der zweite, der dritte, der vierte, der fünfte…… Es war nicht zu fassen…. Dann plötzlich Break-Ball… doch auch der wurde abgewehrt… der sechste Matchball, der siebte, der achte…. Den Watzelt-Eltern wurden die Hände feucht, Rufe nach Herzschrittmachern wurden laut…. Doch dann hatte Jessi ein Einsehen mit ihren Eltern und verwandelte den neunten Matchball zum Sieg. Was ging da während dieses Marathon-Spiels eigentlich in Jessis Kopf vor? „Kann der jetzt nicht einfach mal klappen“, dachte sie vor dem entscheidenden neunten Matchball. O.K. – hat ja geklappt.
Glückwunsch an die „jungen Wilden“ der Dritten und vielen Dank für Spannung pur
Jörn Boller