Eine Turnierreise nach Ägypten zum mit insgesamt 10.000 US Dollar dotierten ITF-Turnier in Sharm el Sheikh, die mit einigen Hindernissen begann, nahm für Amelie Intert vom TC Rot-Weiss Wahlstedt einen umso erfreulicheres Ende: Im Doppel mit ihrer deutschen Partnerin Luisa Marie Huber gewann sie ihr erstes ITF-Turnier in einer Damen-Konkurrenz.
Als sie zusammen mit ihren Coach Binh Bui Sonntagnacht in Ägypten ankam, waren ihre Koffer nicht da. Um 2 Uhr morgens erhielten sie die Auskunft, dass die in zwei bis drei Tagen nachkommen würden. Dumm nur, wenn alle Tennis-Utensilien in diesem Koffer waren. Insofern wurden selbige zusammengeliehen und erst einmal trainiert – und auch das Erstrundenmatch im Einzel wurde mit fremden Schuhen, fremder Kleidung und fremden Schläger gespielt – ausgerechnet gegen die an Nummer zwei gesetzte Ägypterin Ola Abou Zekry. Doch überraschen klar gewann die 19-jährige Segebergerin das Match mit 6:4, 6:2. „Ich glaube, das lag daran, dass ich einfach völlig unbefangen gespielt habe und mir eigentlich keine echte Chance eingeräumt habe“, erzählt Intert, die Anfang des Jahres eine dreimonatige Pause einlegen musste, um einen Ermüdungsbruch im Fuß auszukurieren. Dadurch war sie auf Rang 204 in der deutschen Rangliste abgerutscht. In der nächsten Runde siegte sie klar gegen die Thailänderin Chatchaya Sakchatchawan (6:1, 6:0). Im Viertelfinale kam in einem umkämpften Spiel jedoch das Aus gegen die Australierin Astra Sharma (5:7, 6:7). „Wir haben beide über zweieinhalb Stunden alles gegeben. Das war ein Match auf Augenhöhe, das jede hätte gewinnen können“, zeigte sich Intert trotz der Niederlage nicht enttäuscht.
Ihre Doppelpartnerin Luisa Marie Huber (DTB 54) kannte Intert von deutschen Meisterschaften und anderen Turnieren. Auch der Start in diese Konkurrenz verlief nicht unproblematisch: „Weil Ramadan war, wurde erst abends gespielt – unter Flutlicht. Das war völlig ungewohnt für mich. Im ersten Satz habe ich so gut wie keinen Ball getroffen“, erklärt Intert den knappen Erstrunden-Sieg gegen die tschechisch/ukrainische Kombination Benackova/ Stotyka (1:6, 6:3, 10:7). Nach einem glatten Viertelfinal-Sieg ging es im Semifinale gegen Malykh (Russland)/ Sharma (Australien) wieder über drei Sätze. Die Deutschen mussten sogar einen Matchball abwehren, gewannen aber dennoch 4:6, 7:6, 10:8. Damit standen beide im Finale und da warteten die an Nummer eins gesetzten Ola Abou Zekry (Ägypten)/ Eleni Kordolaimi (Griechenland). Nachdem Intert/ Huber den ersten Satz klar mit 6:2 gewonnen hatten, ließ die Anspannung etwas nach, was die Gegnerinnen zum Satzausgleich nutzten (2:6). Doch im Match-Tie-Break fanden die Deutschen wieder zu ihrem Spiel und siegten 10:7. „Mein erster ITF-Sieg bei den Damen!“, freute sich Intert, die zudem 300 US-Dollar Preisgeld einstreichen durfte.
Nun wird die Ägyptenreise, die eigentlich nur zwei Turniere dauern sollte, wohl noch um ein weiteres Turnier ausgeweitet. „Ich fühl mich nach meinem ersten ITF-Sieg super gut und spiele auf Hardcourt sowieso lieber“, begründet Intert die Verlängerung, da in Deutschland fast ausschließlich auf Asche gespielt wird. Und inzwischen ist ja auch ihr Koffer in Ägypten angekommen….
Jörn Boller