Lydia Steinbach schrie ihre Freude lautstark in den blauen Wahlstedter Himmel: Soeben hatte sie zusammen mit Janine Weinreich das entscheidenden Doppel gewonnen. Die 1. Damen des TC Rot-Weiss-Wahlstedt besiegte den Harvesterhuder THC mit 5:4 und legte damit einen guten Saisonstart in der Tennis-Nordliga hin.
Vor dem Spiel war Mannschaftsführerin Steinbach weniger optimistisch: „Eigentlich wollten wir um den Aufstieg in die Regionalliga mitspielen. Doch die frustrierend langwierige Verletzung von Sophia Intert macht uns da einen Strich durch die Rechnung.“ Auch Merle Vagt ist langzeitverletzt und im Abschlußtraining zog sich Celine Kirst eine Rückenverletzung zu. Da Wahlstedts etatmäßige Nummer ein, Carolin Schmidt, ebenso wie Luise Intert noch in den USA auf ihrem Collages studiert, musste Steinbach, eigentlich ausschließlich als Coach vorgesehen, selbst zum Schläger greifen. Zudem kam die 15-jährige Cara Thom, eigentlich in der 2. Mannschaft aktiv, zu ihrem ersten Nordliga-Einsatz.
Harvestehude hingegen bot alles auf, was Rang und Namen hatte, insbesondere ihre beiden niederländischen Top-Spielerinnen. „Die wollten das Spiel unbedingt gewinnen, da die Niederländerinnen nicht immer zur Verfügung stehen“, verriet Steinbach, „das war wohl auch der Grund, weshalb sie das Punktspiel auf Samstag vorverlegt haben wollten, denn in die Niederlanden finden die Punktspiele auch Sonntags statt.“
So musste Wahlstedts neue Nummer eins, Lilly Düffert (16 Jahre), gleich mal gegen Jade Schoelink ran. 2013 war die 27-jährige schon einmal die Nummer 755 der Welt. Schnell lag Düffert 0:5 zurück, konnte das Spiel zwar dann noch offener gestalten, musste sich aber in zwei Sätzen geschlagen geben. „Ich hätte sie gern noch ein bisschen mehr geärgert. Zum Sieg reicht es noch nicht, aber es hat voll Spaß gemacht.“ Malin von Düsterloh war gegen Mandy Wagemaker überfordert. Mit mächtigen Schlägen setzte die kräftige Niederländerin die schmächtige von Düsterloh dermaßen unter Druck, dass die kaum zum atmen kam. „Zerstörertennis“, kommentierte Steinbach kurz und knapp. Die Zuverlässigkeit in Person ist Janine Weinreich. Gegen die gewiss nicht schlechte Polina Vlasova spielte die 28-jährige klug und geduldig und partizipierte dabei von ihrer starken Fitness. Mit 6:3, 6:2 ging das Match an Weinreich. Keine Mühe hatte Steinbach gegen Laura Hilger. Unübersehbar sorgt die bald für (Tennis)Nachwuchs. „Fünfter Monat“, bestätigte Hilger, die bis auf weiteres das letzte Mal für ein Punktspiel zur Verfügung stand. Von Steinbach bekam sie ein Sonderlob: „Mach das, wenn Du Dich gut dabei fühlst. Habe ich damals auch gemacht!“ Vivian Heinzeroth hatte gegen Kathlen Skiba nur im zweiten Satz kurzzeitig die Spielkontrolle verloren, setzte sich aber letztendlich sich ein zwei Sätzen durch. Cara Thom, die bislang in der Bezirksliga zum Einsatz kommt, war der unverhoffte Sprung über drei Spielklassen deutlich anzumerken: „Ich war mega nervös“, gab sie nach ihrem Match gegen Annika Neuss zu, das sie glatt in zwei Sätzen verlor. 3:3 nach den Einzeln. Für Spannung war also gesorgt. Während Sophia Intert und Lilly Düffert ihr Doppel verloren, gewannen von Düsterloh/ Heinzeroth ihres, so dass sich alle an den Court des letzten und entscheidenden Doppels scharrten und ihr Team anfeuerten. Und da hatten Weinreich/ Steinbach gegen Schoelink/ Hilger in einem spannenden Tiebreak (8:6) das bessere Ende für sich.
TC RW Wahlstedt – Harvestehuder THC 5:4
Lilly Düffert – Jade Schoelink 3:6, 4:6; Malin von Düsterloh – Mandy Wagemaker 1:6, 0:6; Janine Weinreich – Polina Vlasova 6:3, 6:2; Lydia Steinbach – Laura Hilger 6:1, 6:0; Vivian Heinzeroth – Kathlen Skiba 6:3, 7:5; Cara Thom – Annika Neuss 1:6, 0:6; S. Intert/ Lilly Düffert – Wagemaker/ Vlasova 3:6, 3:6; Weinreich/ Steinbach – Schoelink/ Hilger 6:3, 7:6; von Düsterloh/ Heinzeroth – Skiba/ Neuss 6:2, 6:4
Jörn Boller