Das Projekt „Oldies and Youngster“ der neuen 1. Herren nimmt an Fahrt auf. Zwar waren mehr Oldies als Youngster an Bord, aber trotzdem wurde der bisherige Tabellenführer der Verbandsliga Schleswig Holstein, der Mürwiker TC, mit 4:2 besiegt. Mika Petkovic war der verbleibende Youngster, zu dem sich Jonas Denker, Laurens Intert und Tomas Charlos gesellten. Clemens Intert fieberte mit seinen Eltern beim Davis Cup in Frankfurt mit und Bon Lou Karstens war Köln bei der Vorrunde zum Europa-Cup der U 14-Jährigen gegen Norwegen, Polen und Frankreich für Deutschland am Start. Coach Hauke Karstens stellte mit einem Augenzwinkern klar: „Wenn Bon und Clemens hier wären, hätten sie auch gespielt. Laurens und Tomas können von Glück sagen, dass sie spielen durften. “ Das Projekt steht in Wahlstedt an erster Stelle. Wichtiger als der Punktspielgewinn ist die Ausbildung des Nachwuchses – in dieser Form einmalig in Schleswig-Holstein.
Im Spitzen-Einzel hatte „Tomek“ alle Hände voll zu tun, um seinen Gegner Jan Bollmann in Schach zu halten. „Jan spielt zwar keine Turniere mehr und hat deshalb kein gutes Ranking, er war aber früher im Kader und hat natürlich das Tennisspielen nicht verlernt!“, erläutert Karstens. Charlos hatte gegen seinen Gegner zwar schon häufiger in der Jugend gespielt (“ich glaub ich habe immer gewonnen“), aber das Ergebnis täuscht über den wahren Spielverlauf hinweg. Tomek musste schon seine ganze Nordliga-Erfahrung aufbringen, um Bollmann zu bezwingen. Laurens Intert hatte vergangenes Jahr andere Prioritäten gesetzt als Tennis. Insgesamt 16 Prüfungen musste er ablegen, um sein Zahnarzt-Studium zu beenden. Nun ist er auf der Zielgeraden zu seinem Doktor-Titel und arbeitet als angestellter Zahnarzt in Hamburg. „Immerhin hat er in der letzten Woche einige Male trainiert“, wusste der Coach. Insofern fehlte die Wettkampf-Praxis. Karstens: „Lauri hatte zu viele Ideen und hat dann manchmal die falschen Entscheidungen getroffen.“ Sobald der Dr. dann wieder häufiger den Schläger mit dem Bohrer tauscht, dürften die Erfolgserlebnisse nicht lange auf sich warten lassen. Jonas Denker hat seit seiner (erfolgreichen) Jugend seinen Matchplan gefunden: Ran ans Netz. „Jetzt, mit härterem Aufschlag noch eher, als in der Jugend“, verrät er. Und diesem Plan hatte Mads Ole Melnyk keine Strategie entgegen zu setzen, so dass Jonas einen ungefährdeten Sieg ansteuerte. Der verbliebende Youngster Mika Petkovic hatte es mit Kai von Gassel zu tun. Mika, erst im Dezember zwölf Jahre alt geworden und damit so gerade ins Männerteam gerutscht, trat erstaunlich selbstbewusst auf. Sich immer wieder selbst anfeuernd, setzte er seinen Gegner unter Druck, ließ sich auch von seinen Stops nicht irritieren und gewann der 1. Satz sicher. Auch im Folgesatz führte er bereits mit 5:1, als plötzlich von Gassel aufholte. Ehe Mika es sich versah, stand es 5:5. Eine herausfordernde Situation für den jungen Spieler. „Kai traf seine Aufschläge auf einmal besser und kam damit besser ins Spiel“, begründete dieser die neue Situation, „aber ich habe einfach mein Tennis weiter gespielt und hab denn die Kurve ja gekriegt.“ Jonas Denker, der ihn auf der Bank coachte, lobte den 12-jährigen: „Ich hab ihm gesagt, er soll die verlorenen Spiele abhaken und nach vorne gucken – das hat er hervorragend umgesetzt.“ Sehr tough dieser Mika. Sicher hat ihm auch seine Erfahrung, die er trotz seiner jungen Jahre aufgrund seiner auch internationalen Turnierreisen hat, geholfen. In den Schulferien ist er immer unterwegs. Begleitet von seiner Mutter Melanie, die ihn auch trainiert. Und schließlich ist er nicht umsonst in seinem Jahrgang in Schleswig-Holstein die Nummer 1 und in Deutschland Nummer 6.
So musste nach den Einzeln nur noch ein Doppel gewonnen werden. Da fiel dem „Oldie-Doppel“ Tomek/ Lauri sicher die größte Verantwortung zu. In einem dramatischen und spannenden Match erfüllten sie die Vorgaben auch. Mika und Jonas mussten sich trotz großem Fight geschlagen geben. „Eine weitere Lehrstunde unter Wettkampfbedingungen für Mika – so soll es sein“, urteile Karstens, der glücklich war, den bisherigen Spitzenreiter vom Thron gestoßen zu haben: „Die hatten wirklich große Ambitionen, das Match zu gewinnen, hatten kurzfristig überlegt, sogar die Nummer eins der Meldeliste, den Russen Igor Tinyakov, erstmals aufzubieten.“
Es bleibt festzuhalten: Eine tolle Stimmung in diesem Team – das Projekt ist bereit für weitere große Taten!
TC RW Wahlstedt – TC Mürwik 4:2
Tomas Charlos – Jan Christoph Bollmann 6:2, 6:4, Laurens Intert – Lasse Meyer 6:7, 6:2, 3:10; Jonas Denker – Mads Ole Melnyk 6:2, 6:0; Mika Petkovic – Kai von Gassel 6:2, 7:5; Charlos/ Intert – Bollmann/ von Gassel 7:6, 6:4; Denker/ Petkovic – Meyer/ Melnyk 2:6, 3:6
Jörn Boller