1. Herren 30 noch nicht save


Allgemein / 20. Jun 2021
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Unsere Herren 30, Aufsteiger in die Landesliga, haben das wichtige Punktspiel gegen den Lübecker THC knapp mit 4:5 verloren. Viele Matches waren heiß umkämpft – nicht nur wegen der tropischen Temperaturen, die allen Spielern eine Menge abverlangte. Wie knapp die Partie war, zeigt das Satzverhältnis von 10:10. Nach Spielen lagen die Wahlstedter sogar mit 81:78 vorn. Doch es nützt alles nichts – nun müssen unsere Oldies noch zwei Monate bangen, bis im letzten Punktspiel der Tabellenführer aus Elmshorn den Letzten aus Halstenbek empfängt. Eigentlich eine klare Angelegenheit….

In der 1. Runde hatte Patrik Funk gegen den neun Jahre jüngeren Nikolas Schmidt keinen Chance. Fehlende Matchpraxis und zu wenig Trainingseinheiten nach überstandener Verletzungspause frustrierten Patrik. „Wird Zeit, dass ich nächstes Jahr in die Herren vierzig komme“, stöhnte er sichtlich gezeichnet nach seinem Match. Alexander Isenberg startete wie schon in den letzten Punktspielen: Er lag hinten. Mit 2:4 im 1. Satz. Doch dieses Mal drehte er schon im 1. Satz auf, gab gegen Oliver Hoffmann kein weiteres Spiel mehr ab. Die gleichen Vorzeichen im Folgesatz: Wieder Rückstand – mit 3:5. Und wieder kämpfte er sich zurück und gewann 7:6. „Ich bin froh, dass ich keinen dritten Satz mehr spielen musste“, gab er unumwunden zu. Seine Gesichtsfarbe dokumentierte seine Worte eindrucksvoll. Trotzdem: Vorbildlich, wie der Mannschaftsführer mit gutem Beispiel voran geht. Kein Ball, den er nicht versucht zu erreichen, kein Rückstand kann groß genug sein, dass er nicht bis zum Letzten kämpft. Chapeau!

Andreas Meyer lebte von den Fehlern seiner Gegners Timo Lotties. „Ich brauchte einfach nur den Ball im Spiel zu halten“, zog er ein nüchternes Fazit. Das machte Andi jedoch souverän, ließ sich auch von den krachenden Aufschlägen von Timo nicht beeindrucken – die kamen einfach zu selten, um ihn ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Eine tragische Figur gab im Spitzeneinzel unser „Ästhet“ Jonas Denker gegen Simon Schröder ab. Hatte Jonas den 1. Satz noch knapp gewonnen, glich Simon aus. Im Match-Tiebreak startete Jonas gut, lag 2:0 in Front, gab dann aber vier Punkte in Folge ab. Da konnte er seine hohe Fehlerquote bei seinen Aufschlägen nicht mehr kompensieren und verlor mit 6:10. Sichtlich frustriert konnte er sich auch nur zu einem ultra-kurzen Kommentar hinreißen lassen: „Einfach nur schlecht!“

Jakob Stehr lieferte sich gegen Christian Grundmann eine Mamut-Hitze-Schlacht. Nachdem Jakob den 1. Satz im Tiebreak abgeben musste, konterte er zum sicheren Satzausgleich. Im Match-Tiebreak lag Jakob bereits mit 8:3 in Front. Doch was dann geschah, hinterließ bei den ihn anfeuernden Mannschaftskollegen Fassungslosigkeit. Auch das 9:6 reichte nicht zum finalen Punch: Mit 12:14 gab Jakob den greifbar nahen Sieg aus der Hand. Konsterniert stammelte er: „Das war viel zu defensiv!“. In der Tat: Zu zaghaft, mit immer mehr an Länge verlierenden Bälle baute er seinen Gegner auf, der eigentlich schon am Boden lag. Aber kein Vorwurf – er selbst ärgerte sich am meisten über diese Niederlage.

Moritz Meyer-Bailey hingegen war gegen Hendrik Scholz voll fokussiert. Mit seinem bekannt druckvollem Offensiv-Tennis ließ er Hendrik nicht ins Spiel kommen. Erst, als er seinem Spieltrieb folgend, zu viel Show für die Zuschauer bot, kam er etwas aus dem Tritt. Doch schnell hatte er sich wieder im Griff, machte den Sack zu und baute seine Erfolgs-Bilanz bei den Herren 30 auf beeindruckende 41:0 Siege aus.

Damit stand es Unentschieden nach den Einzeln. An der Seite von Mule steigerte sich Jonas erheblich. Die beiden harmonierten gut und hatten den Sieg im Schnelldurchgang erzielt. Leider waren die beiden anderen Doppel nicht in der Lage, den Lübeckern Paroli zu bieten, so dass das Punktspiel verloren ging. Trotzdem bekamen die Zuschauer, unter anderem der gesamte Tennis-Vorstand, tollen Sport mit leidenschaftlich kämpfenden Akteuren zu sehen. Zwar hatte man aufgrund des ebenfalls nicht ganz unwichtigen EM Spiels Deutschland gegen Portugal den Punktspielstart auf 11:00 Uhr vorverlegt, doch als die Nationalhymnen erklangen, waren die Doppel noch in vollem Gange. Das veranlasste den vereinseigenen Paparazzo, seine Arbeit nieder zu legen, allen Drohungen zum Trotz als bekennender Möchte-gern-Portugiese sein entsprechendes Trikot überzustreifen, und sich ganz dem Spiel mit dem etwas größeren Ball zu widmen. Als bald ein einzelner Jubel-Schrei über die Plätze hallte, rollten die Tennis-Protagonisten nur kurzfristig genervt mit den Augen, um später, in gemütlicher Pizza-Runde auf der Terrasse von Tonis „Bella Vita“, sich ein ums andere mal genüsslich nach dem Spielstand zu erkundigen…. Zu noch etwas späterer Stunde waren die Wogen wieder geglättet und in kleinerer Runde wurde bei angeregten Gesprächen der eine oder andere „Don Papa“ verhaftet, bis auch die letzten Eiswürfel aus dem Kühlfach vernichtet waren.

TC RW Wahlstedt – Lübecker THC 4:5

Jonas Denker – Simon Schröder 7:5, 3:6, 6:10; Patrik Funk – Nikolas Schmidt 1:6, 0:6; Jakob Stehr – Christian Grundmann 6:7, 6:3, 12:14; Alexander Isenberg – Oliver Hoffmann 6:4, 7:6; Moritz Meyer-Bailey – Hendrik Scholz 6:3, 6:1; Andreas Meyer – Timo Lotties 6:2, 6:0; Funk/ Isenberg – Schröder/ Hoffmann 3:6, 0:6; Denker/ Meyer-Bailey – Grundmann/ Scholz 6:1, 6:2; Meyer/ Kolbe – Schmidt/ Lotties 2:6, 4:6

Jörn Boller


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