Matchball für Alexandra Cadantu und Elena Bogdan im Doppel. Und – verwandelt! Doch so rechte Freude ist in den Wahlstedter Gesichtern nicht zu sehen. Da war mehr drin. Der Außenseiter hatte die Sensation auf dem Schläger. Führte nach der ersten Runde der Einzel 3:0. „Da wurde uns schon ein wenig mulmig zumute“, berichtet Moers´ Manager Michael Faber im Nachhinein, „gestern beim gemeinsamen Essen ging es nur um die Höhe unseres Sieges – und dann so etwas.“ Doch Moers zog noch einmal den Kopf aus der Schlinge – auch wenn es sehr knapp war.
Am eiligsten hatte es Lydia Steinbach, die an Position sechs gegen Julia Babilon glatt in zwei Sätzen gewann und dabei selbst sagte: „Im ersten Satz war ich noch ganz cool. Doch im zweiten wurde ich plötzlich richtig aufgeregt.“
Da hatte Andreea Mitu schon wesentlich mehr zu kämpfen. Sie hatte es mit der Französin Olivia Sanchez zu tun, die immerhin schon 12 ITF Einzeltitel nachweisen kann. Nachdem Andreea den 1. Satz mit 3:6 abgeben musste, drehte sie das Ergebnis im zweiten um. Der Match-Tie-Break musste entscheiden. 7:9 lag sie da schon hinten, hatte zwei Matchbälle gegen sich. Doch sie konterte und entscheid das Match mit 11:9 für sich. „Ich bin so glücklich!“, sprudelte es aus ihr heraus. Auch ihre Landsfrau Alexandra Cadantu machte es, an Position zwei spielend, spannend. Gegen die Österreicherin Patricia Mayr gewann sie zunächst 6:3 und verlor dann 2:6. Aber was für Ballwechsel bekamen die Zuschauer da zu sehen! Mit unglaublicher Härte schlugen sich beide Kontrahentinnen die Bälle um die Ohren! Und dann wieder der Match-Tie-Break. Da führte Alex schon 5:0. Doch zwei Doppelfehler hintereinander ließ ihre Gegnerin auf 4:5 verkürzen. Die ca. 400 heimischen Zuschauer tobten. Und Alex hatte zunehmend Probleme mit ihrem Aufschlag. Ein Raunen ging durch die Menge, als sie plötzlich die zweite Angabe von unten machte. Doch es half. Mit 10:7 entschied sie den 3. Satz für sich. Da war sie, die 3:0-Führung. Jubel, Umarmungen und Gedanken an einen überhaupt nicht für möglich gehaltenen Sieg machten die Runde. Schließlich hatte Moers ja TEC Waldau Stuttgart 7:2 besiegt. Mit dem gleichen Ergebnis hatten Wahlstedt bekanntlich gegen Stuttgart verloren. Auch „Chef“ Dr. Intert, der extra noch angereist war, ging es nicht anders. Die Euphorie kannte keine Grenzen.
Jedenfalls bekam das Publikum weiterhin hochklassiges und vor allem spannendes Tennis zu sehen. Da führte die Tschechin Eva Birnerova, Moers´ Neuzugang aus Benrath, bereits 4:1, und Anne gewann dennoch 6:4, um im Folgesatz mit dem gleichen Ergebnis zu verlieren. Im Champions-Tie-Break führte Anne 9:6. Hatte drei Matchbälle. Doch die 25-jährige Tschechin gab nicht auf, holte auf, hatte ihrerseits Matchball. Abgewehrt von Anne. Nächster Matchball. Abgewehrt von Anne. Doch unter tosendem Jubel ihrer Anhänger verwandelte Birnerova den dritten Matchball zum Sieg. Auch im Top-Spiel zwischen Elena Bogdan und der Spanierin Laura Pous Tio ging es knapp zu. 3:0 führte unsere Rumänin, um dann doch 5:7 den 1. Satz abzugeben. Die Wahlstedter Anhänger beherrschten längst den rumänischen Anfeuerungsruf „Hai cá poti!!“ in Perfektion (Ja, du schaffst es!). Doch es half nichts. Auch der 2. Satz ging knapp mit 5:7 verloren.
Timea Babos aus Ungarn war für Sandra Martinovic eine Nummer zu groß. In zwei Sätzen behielt das 18-jährige Talent klar die Oberhand.
Unentschieden nach den Einzeln nach 3:0 Führung. Doch Wahlstedt wollte trotzdem den Sieg. Stellte gleichwertige Doppel auf. Anne Schäfer und Sandra Martinovic mussten im zweiten Doppel erkennen, dass Patricia Mayr und Julia Babilon heute zu stark für sie waren und verloren in zwei Sätzen. Spannender verlief der 1. Satz im dritten Doppel. Da gesellte sich die Spezialistin Stanislava Hrozenska, die schon 11 ITF-Titel im Doppel gewonnen hat, zu Timea Babos. Erst im Tie-Break konnte die ungarisch/slovakische Komination den 1. Satz gegen Andreea und Lydia für sich entscheiden, um dann ein deutlicheres 6:3 folgen zu lassen. Aufatmen im Moerser Lager. Der Sieg war den Gastgebern jetzt nicht mehr zu nehmen. Nun versammelten sich bei immer noch strahlendem Sonneschein alle Zuschauer um den Centre-Court, wo sich Laura Pous Tio und Eva Birnerova mit Alex und Elena duellierten.6:3 hatten die Rumäninnen den 1. Satz für sich entschieden. Und knapp 5:7 den zweiten abgegeben. Zum vierten Mal musste der Match-Tie-Break entscheiden. Und wieder lagen wir auf der Zielgerade vorn. Führten 9:7. Zwei Matchbälle. Aber wieder konterte Moers. Glich aus. Doch dieses Mal hatte Wahlstedt das bessere Ende für sich und machte mit 11:9 den Sack zu. Immerhin 4:5. Aller Ehren wert. Doch zunächst überwogen die betroffenen Gesichter. “Blöde gelaufen“, meinte Tobi Meyer, „einfach unglücklich. Wir hatten den Sieg auf dem Schläger!“ Aber als der erste Frust verflogen war, relativierten er und Torben Beltz unisono: „Dieses Ergebnis hätte vorher keiner für möglich gehalten. Viele Matches, die wir verloren haben, waren sehr eng. Wir waren auf Augenhöhe. Außerdem haben wir wieder vier Matches auf der Habenseite!“ Und die können in der Endabrechnung Gold wert sein. So war die Stimmung auf der Rückfahrt auch wieder prächtig. Jedenfalls als der König der Landstrasse namens Tobi endlich den „Mc Flurry-Halt“ eingelegt hatte.
TC ZWS Moers08 –TC Rot-Weiss Wahlstedt 5:4
Laura Pous Tio – Elena Bogdan 7:5, 7:5; Patricia Mayr – Alexandra Cadantu 3:6, 6:2, 7:10; Eva Birnerova – Anne Schäfer 4:6, 6:4, 13:11; Olivia Sanchez – Andreea Mitu 6:3, 3:6, 9:11; Timea Babos – Sandra Martinovic 6:3, 6:2; Julia Babilon – Lydia Steinbach 2:6, 4:6; Pous Tio/ Birnerova – Bogdan/ Candantu 3:6, 7:5, 9:11; Mayr/ Babilon – Schäfer/ Martinovic 6:4, 6:2; Babos/ Hrozenska – Mitu/ Steinbach 7:6, 6:3