Eigentlich waren die Vorzeichen nicht gerade rosig: Unsere 1. Damen, mit 2:6 Punkten Tabellen-Sechster und damit auf dem ersten Abstiegsplatz empfing den Club an der Alster, mit 8:0 Punkten souveräner Spitzenreiter. Doch frei nach dem Motto „hast du keine Chance – nutze sie“, gewannen die Wahlstedter mit 5:1. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Hamburger nicht in Bestbesetzung antraten. So fehlte Carina Witthöft, die bislang alle Punktspiele bestritten hatte und dabei sowohl im Einzel als auch im Doppel alle Matches gewonnen hatte. Aber auch Wahlstedt musste auf ihre Mannschaftsführerin Carolin Schmidt verzichten, deren Knieprobleme einen Einsatz unmöglich machten. Und auch die Tatsache, dass Wahlstedt viermal in den Match-Tiebreak musste (und alle gewann) soll die Leistung überhaupt nicht schmälern. Im Gegenteil – gerade, weil die Heimmannschaft wusste, dass bei der Tabellen-Konstellation jeder Punkt zählt, liefen sie zu Höchstform auf.
Zunächst mussten Philippa Färber und Marie Poetzing ran. Die 14-jährige Philippa legte los wie die Feuerwehr. Lisa Marviyenko stand zunächst auf verlorenem Posten. Mit 6:2 gewann Philippa den 1. Satz deutlich. Doch ebenso klar gab sie den 2. Satz ab. „Da war ich nicht so konzentriert und hab zu viele Fehler gemacht“, analysierte sie später. Ausgeglichenes Spiel zunächst im Match-Tiebreak. Doch dann setzte sich Philippa ab und fuhr den Sieg ein. „Ich musste Lisa zum Laufen bringen. Und dann kurz cross mit viel Spinn“, verriet sie ihre Sieges-Taktik. Einen ähnlichen Spielverlauf sah man auf dem Nebenplatz. Beim Generationenmatch verlief das Einspielen für die 15-jährige Marie nicht so toll. „Da ist mir schon die Seite meines Lieblingsschlägers gerissen. Das ist immer ärgerlich.“ Doch erst einmal tat auch der „Ersatzschläger“ gute Dienste, denn gegen Hamburgs Urgestein Vinja Lehmann dominierte sie sicher. Was dann im Folgesatz geschah, begreift sie auch später noch nicht:“ Da war einfach der Stecker gezogen – unerklärlich!“ Im Match-Tiebreak führte Marie bereits 9:6, als Vinja zwei starke Rückhand-Winner spielte. Doch dann entschied Marie mit einem schnellen Vorhand-Longline die Partie für sich.
In der zweiten Runde traf im Spitzen-Einzel Lena Ruppert auf Anna Klasen, die viele Jahre im Wintert für Wahlstedt aufgeschlagen hatte. Beide haben schon häufiger gegeneinander gespielt. Zuletzt hatte Lena gewonnen. Caro coachte Lena auf der Bank und meinte nach dem Einspielen „Heute sehe ich die Chance fünfzig zu fünfzig.“ Doch Lena ging konzentriert zu Werke und ließ Anna keine Chance. „Das hat sie gut gemacht. Das war in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten“, kommentierte Caro Lenas Match. Sophia Intert hatte während der ersten Runde noch ihr Tablet auf dem Schoß. „Montag und Dienstag hab ich Prüfungen“, begründete die Erstsemesterin (Physiotherapie) ihren Lerneifer. Im Match gegen Ada Gergec hatte sie hingegen nichts zu bestellen. „Das war einfach zu schnell für mich“, zog sie ein nüchternes Fazit, war aber froh, dass ihr operierter Fuß ihr keine Probleme bereitete. „Ich komme langsam wieder dahin, wo ich sein will“, beschrieb sie ihre spielerischen Fortschritte.
So musste nach den Einzeln „nur“ noch ein Doppel gewonnen werden. Dass Alster seine Nummer eins, Anna Klasen, durch Clara Puttkammer ersetzte, schien die Sache einfacher zu machen. Das 2. Wahlstedter Doppel mit Suppi und Marie war auf der richtigen Spur. Klar konnte der 1. Satz gewonnen werden. Doch die beiden erfahrenen Hamburgerinnen bewiesen, dass sie auch das Doppel beherrschen und glichen aus. Wieder musste der Match-Tiebreak herhalten – wieder mit dem bessren Ende für Wahlstedt. Damit war der Sieg perfekt. Im 1. Doppel taten sich Lena und Philippa schwer. Ada riss die sich steigernde Lisa mit und dominierte den 1. Satz. Doch dann steigerten sich die Wahlstedterinnen und ließen ein 6:4 folgen. Wieder Match-Tiebreak. Knapp setzten sic Lisa und Philippa durch und sorgten für den nicht unbedingt erwarteten Endstand von 5:1.
Nun kann den letzten beiden Punktspielen bei Großflottbek und in Hannover ein wenig optimistischer entgegen gesehen werden.
TC RW Wahlstedt – Der Club an der Alster 5:1
Lena Ruppert – Anna Klasen 6:3, 6:3; Philippa Färber – Lisa Matvijenko 6:2, 2:6, 10:5; Sophia Intert – Ada Gergec 1:6, 2:6; Marie Poetzing – Vinja Lehmann 6:1, 2:6, 10:8; Ruppert/ Färber – Matviyenko/ Gergec 1:6, 6:4, 10:8; Intert/ Poetzing – Puttkammer/ Lehmann 6:2, 2:6, 10:5
Jörn Boller
